Zurzeit sind keine Urnenbestattungen möglich
Man könnte in diesen Zeiten auf den leicht makaberen Gedanken kommen, dass es ja doch noch Corona-krisensichere Berufe geben müsste, etwa Bestatter. Doch überraschenderweise ist auch diese Branche von der Covid-19-Krise direkt betroffen. Schnell bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man hört, was Kiezbestatter Klaus-Uwe Mecklenburg zu berichten hat.
»Aktuell habe ich noch drei Urnenbestattungen«, sagt er. »Aber Urnenbegräbnisse sind zur Zeit verboten.« Für die Angehörigen sei das zwar eine Belastung, jedoch hätten sie immerhin die Möglichkeit, sich bei der Einäscherung zu verabschieden. Hier begegnen die Angehörigen der Situation auch mit einem gewissen Verständnis.
Ganz anders liegt der Fall bei Erdbestattungen. Die sind erlaubt, jedoch mit sehr strengen Auflagen. So gibt es zum Beispiel keine Trauerfeier in der Aussegnungshalle. Die ist nämlich geschlossen. Außerdem muss eine Erdbestattung in einem sehr kleinen Rahmen gehalten werden, denn auch hier gelten die Kontaktbeschränkungen. Mit einer Erdbestattung einfach zu warten, sei auch keine Möglichkeit, denn die Kosten für die notwendige Kühlung des Leichnams seien sehr hoch.
Wenn sich die Corona-Krise noch weiter verschärfen sollte und die Zahl der Todesopfer plötzlich sprunghaft steigt, könnte die Situation für die Hinterbliebenen sogar noch schlimmer werden. Im schlimmsten Fall würde, wie in Italien, das Militär dann die Bestattungen übernehmen.
Allerdings wurde auch schon ohne solch ein Horrorszenario in der zweiten Märzhälfte die Situation deutlich verschärft. Da wurden die Friedhöfe sogar für drei Tage komplett geschlossen. Bestattungen gab es gar keine mehr.
Der Grund lag allerdings nicht in einer direkten Bedrohung durch das Corona-Virus, sondern in einem ziemlich erschütternden und pietätlosen Verhalten von einigen Friedhofsbesuchern. Klaus-Uwe Mecklenburg nennt zwei Beispiele, die sich auf den Friedhöfen an der Bergmannstraße zugetragen hatten, kurz nachdem die Kinderspielplätze geschlossen worden waren. »In einem Fall«, so berichtet er, »spielten fünf Väter mit ihren Söhnen mitten auf dem Friedhof Fußball.« Nicht weniger erschütternd ist ein anderer Fall. Da schleppten Eltern eine komplette Sandkiste für ihren Nachwuchs im Kita-Alter auf den Friedhof. »Und da begannen sie dann mit Buddelspielen«, zeigt sich Kiezbestatter Mecklenburg noch immer ziemlich fassungslos.
Ähnliche Vorfälle hat es offenbar in ganz Berlin gegeben. Das veranlasste die Verwaltung der evangelischen Friedhöfe, alle ihre 42 Gottesäcker kurzerhand komplett zu schließen. Das allerdings ließ sich dann doch nicht auf Dauer durchsetzen, Drei Tage später waren sie wieder geöffnet, und seither gibt es auch wieder Bestattungen, mit all den bereits genannten Einschränkungen allerdings.
Klaus-Uwe Mecklenburg trifft die Krise übrigens doppelt. Er betreibt neben seinem Bestattungsunternehmen auch den K-Salon in der Bergmannstraße. Doch wann es in dem kleinen Saal wieder Kultur zu sehen und zu hören gibt, ist nicht abzusehen.
Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2020.