Ideen gegen Lärm und Müll

Preisverleihung im Kreuzberger Rathaus

Seit über zwei Jahren schwelt der Streit um die Admiralbrücke. Die einen lieben es, bei Pizza und Bier Gitarrenmusik lauschend den Sonnenuntergang über dem Landwehrkanal zu genießen, die anderen hassen die damit verbundenen Geräusch- und Müll­emis­sionen.

»Hört ihr Leut’, und lasst euch sagen, die Uhr hat viertel vor zehn geschlagen«, könnte ein moderner Kieznachtwächter allabendlich auf der Brücke singen und damit die Anwesenden humorvoll aber deutlich auf den Beginn der Nachtruhe hinweisen, schlägt Anwohnerin Jutta Ballweber vor. Ihr Vorschlag ist einer von fünf im Rahmen eines Ideenwettbewerbs prämierten Beiträgen für eine Verbesserung des Brückenklimas. Weitere Ideen sind die Verschönerung der Brücke durch Blumenbeete und Sitzgelegenheiten, ein als Kunstinstallation gestaltetes Dezibelmeter, ein Talentwettbewerb für Musiker, bei denen – angelehnt an eine Idee aus New York – Lizenzen für das Musizieren auf der Brücke verliehen werden, und die Schaffung eines alternativen attraktiven Orts, an dem nicht so viele gestört werden. Ein Sonderpreis ging an Monika Kopyczinski, die in einem fünfseitigen Papier detailliert die Problemsituation analysiert und mehrere Lösungsvorschläge ausgearbeitet hatte.

Der Ideenwettbewerb ist Teil des seit Mai laufenden Mediationsverfahrens »Streit entknoten«. Die insgesamt 500 Euro Preisgeld kommen aus dem Fördermitteltopf »Freiwilliges Ehrenamt« der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Bei der Preisverleihung im Kreuzberger Rathaus betonte Dr. Peter Beckers, Stadtrat für Wirtschaft, Bürgerdienste und Ordnungsamt, dass mit der Prämierung der Idee kein Anspruch auf Verwirklichung besteht und alle eingereichten Ideen in den weiteren Verlauf des Mediationsverfahren Admiralbrücke eingehen werden.

Nicht alle im Rathaus anwesenden waren indessen von den prämierten Ideen und dem Wettbewerb an sich angetan. Eine kleine Gruppe von Anwohnern machte ihrem Unmut über die Gesamtsituation immer wieder durch verärgerte Zwischenrufe Luft.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2010.

Rettung in letzter Sekunde

Was ist der Unterschied zwischen Gothics und Emos? Welche Musik hören Skater? Und wie ist das mit der Jugendkriminalität? Fragen wie diese sind es, die sich hevorragend im Archiv der Jugendkulturen in der Fidicinstraße klären lassen – vorausgesetzt, man ist bereit, sich durch den riesigen Berg von rund 8.000 Büchern, 30.000 Fanzines, 8.000 Schülerzeitungen und 480 Diplomarbeiten zu wühlen. In zwölfeinhalb Jahren ist hier die wahrscheinlich umfangreichste Sammlung zum Thema Jugendkultur entstanden und kann von jedermann kostenlos für Recherchen genutzt werden.

Erschienen in der gedruckten KuK vom November 2010.

Wo wärst du heute, wenn die Mauer noch stehen würde?

Vor fast 21 Jahren fiel die Mauer, und 20 Jahre ist die Wiedervereinigung her. Viele Menschen sind in Zeitungen und im Fernsehen zu Wort gekommen und haben erzählt, wie sie die Wende erlebt haben. Wir haben die umgekehrte Frage gestellt: Wie wäre dein Leben verlaufen, wenn die Mauer noch stehen würde? Wo wärst du heute, wenn es noch zwei deutsche Staaten geben würde?

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2010.

Wowi am Kotti

Für die Junkies war es an diesem Tag nicht einfach, den direkten Weg aus dem U-Bahnhof zum Dealer zu finden, denn die Menschentraube, die sich um Wowi scharte, versperrte gewohnte Pfade. So huschten sie, vor sich hinschimpfend, sich klein machend, Wowi keines Blickes würdigend und völlig irritiert außen herum oder durch die Masse hindurch.

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2010.

Brückenbauer

Mediation ist jedem Rechtsstreit vorzuziehen und Bürgerbeteiligung ist allemal eine feine Sache. Allerdings setzt Mediation voraus, dass es wenigstens zwei Konfliktparteien gibt. Genau da liegt doch das eigentliche Problem. Während […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juli 2010.

Gute Idee bringt bares Geld

Kommt nun Bewegung in den Streit um die Admiralbrücke? Im Mai wurde »Streit Entknoten – Büro für Mediation und Interkulturelle Kommunikation« vom Bezirksamt eingeschaltet, nachdem sich der Bezirk darauf geeignet hatte, den Konflikt durch eine Mediation zu lösen. Jetzt sind Bürger zu einem Ideenwettbewerb aufgerufen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juli 2010.

Landet ooch in Tempelhof

Es ist ja nichts passiert, aber dem einen oder anderen Radler oder Skater ist dann doch ein wenig das Herz in die Hose gerutscht, als neben ihm an diesem strahlenden Sommertag eine einmotorige Socata TB 10 niederging. Die einen halten es für unerhört, mit einer Sportmaschine mitten in einem belebten Park zu landen, andere finden, dass es eine glückliche Fügung des Schicksals ist, dass es auf dem ehemaligen Cityairport Tempelhof noch intakte Landebahnen gibt.

Fußball satt in fast allen Kneipen

Fußballmuffel werden es in den nächsten Wochen schwer haben – schwerer vielleicht noch als vor vier Jahren, als ganz Deutschland im Sommermärchenfieber taumelte. Einige mutige Wirte hatten damals versucht, gegen den Trend zu fahren und fußballfreie Zonen anzubieten. Im »Valentin« in der Körtestraße hielt der Vorsatz genau bis zum Viertelfinale, »Mrs. Lovell« in der Gneisenau versuchte tapfer durchzuhalten.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juni 2010.

Beim falschen Namen steigt die Miete

Und ganz am Schluss fällt dann doch noch ein Wort, auf das viele gewartet haben: Verfassungsbeschwerde. Die Pressekonferenz, zu der Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz (Grüne) geladen hatte, offenbarte nicht nur die derzeit beklagten Missstände in der Fanny-Hensel-Siedlung, sondern auch einen schwindelerregenden Abgrund, in den bald noch viel, viel mehr Mieter blicken könnten. Nach dem Auslaufen der Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau, der schon 2003 beschlossen wurde, zeigen sich nun für viele Mieter die dramatischen Folgen. Ihre Miete kann nun von einem Tag auf den anderen drastisch steigen. Mieterhöhungen können rückwirkend eingefordert werden, und Mieter, die nicht bezahlen können, müssen innerhalb von zwei Wochen die Wohnung räumen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2010.