Wirte verbittert über Sky

Sender fordert Geld von geschlossenen Kneipen

geschlossene Kneipe mit Sky-SchildKeine Kneipe – kein Fußball – bezahlen müssen viele Wirte trotzdem. Foto: psk

Auf gemeinschaftliche Fußballerlebnisse in Kneipen werden die Fans wohl noch einige Zeit verzichten müssen. Ob das künftig noch in der Stammkneipe geht, ist allerdings auch fraglich. Eine ganze Reihe von Wirten ist frustriert, und manche sind so zornig, dass sie überlegen, sich nach der Krise ganz vom Fußball in der Kneipe zu verabschieden – wenn sie die Krise überhaupt überleben.

Der Grund ist ihr Verhältnis zum größten Anbieter Sky, von dem sich Wirte während der Coronakrise ungerecht behandelt und unter Druck gesetzt fühlen. Seit November des vergangenen Jahres haben die Kneipen zu. Das heißt, sie können auch keinen Bundesligafußball oder die Championsleague zeigen. Für viele Wirte waren das die umsatzstärksten Tage der Woche.

Allerdings ist ein Kneipenabonnement bei Sky auch nicht gerade ein Schnäppchen. Die Kosten bemessen sich unter anderem nach der Größe der Kneipe und dem gewählten Paket, das heißt, ob zum Beispiel die Spiele der Championsleague enthalten sind. Das kann sich schnell zu einem vierstelligen Betrag addieren, der da monatlich fällig wird.

Nach Aussage verschiedener Wirte gegenüber Kiez und Kneipe hat Sky im November den Wirten keine Rechung gestellt. So weit so gut. Doch für die Monate Dezember, Januar und Februar sollte wieder bezahlt werden. Allerdings mit einem Abschlag von 30 Prozent. In den Schreiben wurde der Nachlass als »bedingungslos« bezeichnet und sollte offenbar ein Entgegenkommen signalisieren. Doch die Reaktionen darauf reichten von »Unverschämtheit« bis hin zu »Erpressung«. Viele Wirte stellen sich die Frage, warum sie überhaupt für ein Angebot zahlen müssen, das sie nicht nutzen können.

Situation nach dem 1. April unklar

Das sehen, zumindest manche, Sky-Vertreter anders. So wurde mindestens einem Wirt die Antwort gegeben, er könne ja das Sky-Angebot weiterhin privat nutzen.

Doch damit nicht genug. Ab 1. April sollten die Wirte wieder den vollen Preis bezahlen. Ob es wirklich dazu kommt, ist angesichts der aktuellen Coronalage ungewiss, es ist genau so gut möglich, dass Sky die jetzige Regelung fortschreibt.

Kiez und Kneipe hat natürlich auch versucht, von Sky eine Antwort zu bekommen. Doch schriftliche Anfragen wurden von dem Sender ignoriert.

Eine der Fragen bezog sich unter anderem auch auf individuelle Absprachen. Tatsächlich haben Wirte mit Sky ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Einer schreibt uns, er habe sich »ehrenhaft gewehrt«, bis ihm die vorzeitige Kündigung mit einer saftigen Konventionalstrafe angedroht worden sei. Einer seiner Kollegen berichtet von einer telefonischen Zusage über die Rücknahme der Rechnung, die dann aber schon tags darauf kassiert worden sein. Nach monatelangen Verhandlungen ist dieser Wirt dann zu einer Einigung mit Sky gekommen.

Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. So hat ein Wirt klar erklärt, »er wolle mit Sky nichts mehr zu tun haben«, ein anderer bleibt zähneknirschend »im Interesse seiner Gäste« dabei. Der nächste Kollege ist zufrieden mit dem, was er ausgehandelt hat.

Dabei sind die Ausgangspositionen durchaus auch unterschiedlich. Die Kosten für Sky können bei den Wirten zur Existenzgefährdung führen, bei denen die Novemberhilfe noch nicht oder in geringem Umfang angekommen ist.

KuK und Horch – Das Audio-Thema

Mit dem Format KuK und Horch wollen wir in Zukunft Themen auch mit kurzen Audio-Beiträgen ergänzen. Was KuK-Chef Peter S. Kaspar zum Fußball zu sagen hat, hört Ihr hier: Sky, der Fußball und die Wirte

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2021.

Urbane Mitte macht mobil

Widerstand gegen Hochhausprojekt am Gleisdreieckpark Ein Gespenst geistert um den Gleisdreieckpark, ein ziemlich großes sogar. Fast 100 Meter soll es messen. Sein Name: Urbane Mitte. Zwischen Park und Technikmuseum sollen […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2021.

O sole mio!

Viele Menschen verlassen dieser Tage – vernünftigerweise – kaum mal die eigenen vier Wände, außer um einzukaufen oder sich vielleicht die aktuelle Ausgabe der Kiez und Kneipe (die es übrigens auch online gibt!) vor der Redaktion abzuholen. Und wenn man so aus dem Fenster schaut, dann wirkt das trübe Wetter auch nicht gerade einladend für längere Aufenthalte im Freien. Kaum mal scheint die Sonne für mehr als ein paar Stunden am Tag. Und doch ist sie da und der Erde näher als im Hochsommer – nur, dass sie derzeit vor allem die Südhalbkugel anstrahlt. Wir wollen Euch trotzdem ein wenig Sonne in die Wohnungen zaubern und widmen unsere Mittelseiten diesen Monat dem Thema Sonne.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2021.

Digitalisierungsprobleme

Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden Video­kon­fe­ren­zen eher belächelt und Livestreaming galt vielen als Medium der Generation YouTube, nicht jedenfalls als ernstzunehmende Bezugsquelle von Kulturellem oder Informativem. Doch die Zeiten haben sich geändert: Der Umgang mit Video­kon­fe­renz­sys­te­men hat breite Schichten der Bevölkerung erreicht, und Livestreaming gibt es gewissermaßen auf allen Kanälen, von Kabarettbühne bis Philharmonie.
Und so hätte an dieser Stelle eigentlich eine Erlebnisreportage über eine Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung gestanden, die Ende Januar als Videokonferenz stattfand und live via YouTube übertragen wurde. Mit zwei Anträgen zur Abwahl von Bezirksstadtrat Florian Schmidt hätte auch ein Thema auf der Tagesordnung gestanden, das umso dringlicher nach der ohnehin vorgeschriebenen Öffentlichkeit verlangt hätte.
Doch die Öffentlichkeit wollte sich nicht herstellen lassen. Eine knappe Stunde lang verfolgten die anfangs um die 50 Zuschauer die verzweifelten Bemühungen, die Technik irgendwie an den Start zu kriegen. Immer wieder brach der Stream ab und wurde – unter einer neuen Adresse – neu gestartet. Bis kurz vor Schluss war kaum mal ein Wort zu verstehen, und auch was man auf dem Bildschirm zu sehen bekam – ein pixeliges Bewegtbild mit einem Neuntel der Auflösung eines halbwegs zeitgemäßen Fernsehers – gab kaum Anlass zur Hoffnung. Als dann endlich wenigstens der Ton funktionierte, hatte der Ältestenrat beschlossen, die noch offenen Tagesordnungspunkte später nachzuholen. Bis auf die Beschlussfassung zur sogenannten Konsensliste und die Bestätigung der Tagesordnung waren das: alle – inklusive, wohlgemerkt, der offenen TOPs der letzten Sitzung, die im Dezember wegen nicht funktionierender Technik vertagt wurde.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2021.

Kostenlose medizinische Masken für Bedürftige

Ab Dienstag werden auch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die vom Senat zur Verfügung gestellten Schutzmasken kostenlos an Bedarfsberechtigte verteilt. Berechtigt sind Empfänger*innen von ALG II, von Leistungen der Grundsicherung, der Hilfe zum Lebensunterhalt, von Hilfen zur Pflege, von Wohngeld sowie Empfänger*innen von Eingliederungshilfen. Auch Empfänger*innen des Kinderzuschlags und von BAföG erhalten kostenlos Masken. Die Ausgabe der Masken, die durch Netzwerkpartner des Bezirks erfolgt, ist auf fünf Stück pro Person begrenzt. Die Berechtigung muss durch Vorlage des BerlinPass oder eines aktuellen Leistungsbescheids nachgewiesen werden.

»Schluss mit Bürgermeisterei«

Schon vor über einem Jahr hatte Monika Herrmann angekündigt, dass sie bei der Berlin-Wahl 2021 nicht mehr für das Amt der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg kandidieren werde. Damals klang das nach Rückzug aus der Politik, doch inzwischen ist klar, wo die Reise hingehen soll: ins Abgeordnetenhaus.

Eine Karriere in einem Leitungsjob, etwa als Senatorin, schwebt Herr­mann indessen nicht vor. »Wenn ich das wollte, könnte ich auch im Bezirk bleiben«, erklärt sie im Gespräch mit der KuK. Nach 15 Jahren als Bezirksstadträtin und (seit 2013) -bürgermeisterin sei »dann auch mal Schluss mit Bür­ger­meis­terei«.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Januar 2021.

Unterschiedliche Perspektiven auf ein komplexes Problem Raumnutzungskonflikte am Südstern und im Graefe-Kiez / von Veit Hannemann

Nach einer Informationsveranstaltung zum Drogenkonsum rund um den Südstern mit der Berliner Polizei im August wurden am 27. Oktober andere Perspektiven des Themas beleuchtet. Unter dem Titel »Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Raumnutzungskonflikte« stellten Mitarbeiterinnen von Fixpunkt und Gangway ihre Arbeit vor. Die Suchthilfekoordinatorin des Bezirks, Romy Kistmacher, schilderte ihre Zuständigkeiten und aktuelle Veränderungen bei Unterstützungsleistungen für Dro­gen­kon­su­ment*innen.

Eingeladen hatten das Nachbarschaftshaus Urbanstraße und die BürgerGenossenschaft Südstern e.V. anlässlich zunehmender Raumnutzungskonflikte und des Wunsches vieler Bewohner*innen, besser zu verstehen, wer mit welchen Zuständigkeiten agiert und wie sie selbst in ihrer Nachbarschaft unterstützend wirken können.