Wie geht’s weiter am Kotti?

Senat streicht Sondermittel für 2024, Quartiersmanagement wohl nur noch bis 2027

Die Gegend um das Kottbusser Tor gehörte zu den ersten in Berlin, in denen ab 1999 ein Quartiersmanagement eingerichtet wurde, das sich der diversen sozialen Herausforderungen des Kiezes annimmt. Doch obwohl das Quartier nach wie vor als problembelastet gilt, läuft das Quartiersmanagement, das derzeit mit jährlich 220.000 Euro finanziert wird, voraussichtlich Ende 2027 aus.

Kottbusser TorDas Kottbusser Tor steht vor einer Vielzahl sozialer Herausforderungen. Foto: rsp

Auch die Sondermittel in Höhe von 250.000 Euro, mit denen der Senat im vergangenen Jahr unter anderem gemeinwesenbezogene Sozialarbeit am Kotti unterstützt hatte, werden nicht verstetigt. Schon im Oktober hatte Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann davor gewarnt, einzelne Projekte nur punktuell über Sondermittel zu finanzieren. Beim damaligen Runden Tisch sei man sich mit dem Land einig gewesen, »dass es einen umfassenden Ansatz mit sozialen Maßnahmen braucht«. Auch hätte der Senat nach dem Sicherheitsgipfel verkündet, mehr Geld für Sozial­arbeit und Gesundheitsangebote bereitzustellen.

Doch danach sieht es momentan nicht aus. Ein weiterer Runder Tisch im Juli habe »wenig neue Erkenntnisse gebracht«, zeigt sich Herrmann enttäuscht. »Das Bezirksamt und die landeseigenen Wohnungsbauunternehmen haben von ihren Projekten und Maßnahmen berichtet. Von den Senatsverwaltungen war wenig zu hören. Weitere Gelder vom Land, wie die Sondermittel für den Kotti in 2023, wird es nicht geben.«

Mit den Geldern wurde vor allem aufsuchende Sozialarbeit durch zwei Teams des Trägers Fixpunkt e.V. finanziert. Zielgruppe waren obdachlose Menschen mit und ohne riskanten Substanzkonsum. Außerdem fungierten die Mitarbeiter als Ansprechpartner für Anwohner und Gewerbetreibende und arbeiteten eng vernetzt mit dem Quartiersmanagement zusammen.

19 von 32 Quartiersmanagementgebieten sollen Ende 2027 wegfallen

Die Quartiersmanagements wurden in Berlin  1999 im Rahmen des Programms »Soziale Stadt« (heute: »Sozialer Zusammenhalt«) etabliert. Ziel ist es, Gebiete mit »besonderem Aufmerksamkeitsbedarf« infrastrukturell zu unterstützen. Dabei geht es auch darum, lokale Einrichtungen und Akteure miteinander zu vernetzen und Orte der Integration zur Förderung der gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe zu schaffen.

Im Quartiers­mana­ge­ment­gebiet »Zentrum Kreuzberg/Oranienstraße«, das seit März 1999 besteht, leben rund 8000 Menschen auf sehr engem Raum, rund ein Drittel von ihnen bezieht Transferleistungen. Das im Zentrum des 38 ha großen Gebiets liegende Kottbusser Tor hat mit vielfältigen Problemlagen wie offenem Drogenkonsum und hoher Kriminalität zu kämpfen. Dazu kommen weitere Herausforderungen hinsichtlich des Wohnumfelds: So gehört es auch zu den Aufgaben des Quartiersmanagements, Verwahrlosung, Nutzungskonflikten und Zweckentfremdung entgegenzuwirken und Infrastruktur wie Spielplätze aufzuwerten.

Das Quartiersmanagement am Kotti ist eines von 19 von derzeit 32 Gebieten, in denen Ende 2027 die Förderverfahren enden. Auch die beiden übrigen Kreuzberger Quartiersmanagement-Gebiete, der benachbarte Wassertorplatz sowie der Mehringplatz, fallen aus der Förderung. Alle drei  Quartiere werden in der dreistufigen Skala der Interventionsgrade unter »Kategorie 1: Starke Intervention« geführt.

Erschienen in der gedruckten KuK vom August 2024 (auf Seite 1).

Jürgen Enkemann – Ausgezeichnet!

Gründer des Kreuzberger Horns bekommt Silvio-Meier-Preis

Jürgen Enkemann bei den Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum des Kreuzberger Horns. Nun ist er mit dem Silvio-Meier-Preis ausgezeichnet worden. Foto: privat

Jürgen Enkemann, Erfinder und Herausgeber des Magazins »Kreuzberger Horn«, wurde in diesem Jahr mit dem Silvio-Meier-Preis ausgezeichnet. Bürgermeisterin Clara Herrmann und der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Werner Heck würdigten die Arbeit des 86-Jährigen.

Der Publizist und Aktivist Jürgen Enkemann hat nicht nur ein Buch mit dem Titel »Kreuzberg – Das andere Berlin« geschrieben, er war und ist maßgeblich daran beteiligt, dass Kreuzberg auch anders bleiben wird. 1938 geboren, siedelte er nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie in Göttingen 1963 nach Berlin über. Nach der Promotion war er zunächst Assistent am Ins­titut für Englische Sprache und Literatur der Technischen Universität. Nach der Habilitation 1982 und universitären Lehraufträgen unterrichtete er Englisch an Einrichtungen des Zweiten Bildungsweges. Von 1998 bis 2008 lehrte er in den Fächern Anglistik und Cultural Studies an der Universität Potsdam. Seit Jahrzehnten publizistisch tätig, war er u. a. Mitherausgeber der alternativen deutsch-englischen Zeitschrift »Hard Times«, verfasste zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften zu Themen wie Alternative Theatre und British Cinema und ist seit 1998 Herausgeber der Kiezzeitschrift »Kreuzberger Horn«. Seit den frühen 1960er Jahren in Kreuzberg im Kiez um die Großbeerenstraße beheimatet, war und ist Jürgen Enkemann nicht nur Zeitzeuge und Dokumentar von 60 Jahren Kreuzberger Geschichte, sondern als Mitbegründer und Mitglied zahlreicher kommunalpolitischer Initiativen in Kreuzberg auch deren aktiver Mitgestalter.

Über viele Jahrzehnte hinweg kämpft Jürgen Enkemann bereits gegen die Gentrifizierung und Kommerzialisierung ganzer Kieze, setzt sich aktiv für den Erhalt der Vielfalt in unserem Bezirk und für die Verständigung zwischen den verschiedensten Communities ein, die für ihn nicht nur ein theoretisch zentraler Begriff seiner Arbeit und seines Engagements sind.

Auch Kiez und Kneipe schließt sich den Glückwünschen an. In den letzten 20 Jahren war Jürgen für uns nicht nur ein geschätzter Kollege, sondern auch immer wieder eine Quelle der Inspiration für unsere Arbeit.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juli 2024 (auf Seite 5).

Ein Raum für Kiezprojekte

mog61 eröffnet Kiez-Laden in der Mittenwalder Straße

Der neue Kiez-Laden steht offen für Kiezprojekte und soll Solidarität und soziales Miteinander stärken. Foto: rsp

Noch hängen die Schilder des Wollgeschäfts »Die Wolllust« über dem Schaufenster, doch in der Mittenwalder Straße 49 hat sich seit Mitte Januar eine Menge getan: Der gemeinnützige Verein mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. hat den Laden bezogen und verfügt damit das erste Mal seit seiner Gründung 2011 über eigene Räumlichkeiten.

Die neuen Räume sollen aber mehr sein als bloß ein Vereinslokal. »Die Idee ist, dass sich der Kiez den Laden aneignet«, erklärt die Vorsitzende Marie Hoepf­ner. Der Kiez-Laden soll offen sein für alle aus der Nachbarschaft, die hier ihre Projekte umsetzen wollen. Ob Brettspieltreffs oder Gesprächskreise, Hofbegrünungs-AGs oder Handarbeitsrunden – der Verein freut sich über jeden, der mit interessanten Ideen vorbeikommt.

Auch wenn der Kiez-Laden, wie Marie einräumt, ein wenig »mit angezogener Handbremse« gestartet ist, weil die Förderung über Wochen auf der Kippe stand, finden bereits die ersten regelmäßigen Veranstaltungen statt: Monatliche Lesungen – das nächste Mal am 28. Mai mit Otmane Lihiya – gehören ebenso dazu wie der Stricktreff »Betreutes Stricken« mit Birgit Freyer, der hier schon zu Wolllust-Zeiten etabliert wurde. Ab 2. Mai können im Rahmen des Projekts »Taschen-Kreation« auch Stofftaschen genäht werden, wozu mog61 eigens drei Nähmaschinen angeschafft hat. Wie bei allen Angeboten ist die Teilnahme kostenlos.

Und apropos Nähen: Der Laden beherbergt auch ein »Kuscheltier-Hospital«: Abgelegte Stofftiere werden hier desinfiziert, repariert und an neue Familien vermittelt.

Überhaupt ist der neue Laden Dreh- und Angelpunkt für die vielfältigen Aktivitäten des Vereins, der sich auch über die Kiezgrenzen hinaus für Inklusion einsetzt und Obdachlose und Geflüchtete unterstützt.

Kiez-Laden wird zum Dreh- und Angelpunkt fürs Straßenfest und andere Projekt

Im »Kuscheltier-Hospital« im Kiez-Laden warten Stofftiere auf neue Familien. Foto: rsp

»Logistisch ist der Laden sehr wichtig für uns«, sagt Marie. Das hat auch mit der Lage in der Mittenwalder Straße zu tun, wo der Verein einst gegründet wurde und seit zehn Jahren ein jährliches Straßenfest veranstaltet. Dort wurde letztes Jahr ein Zero-Waste-Konzept mit gemietetem Geschirr erprobt. Für künftige Straßenfeste und andere Veranstaltungen will mog61 selbst Mehrweggeschirr anschaffen. Und auch das wird man sich dann in dem neuen Kiez-Laden ausleihen können.

Ab Mitte Mai soll der Kiez-Laden mindestens wochentags von 14 bis 17 Uhr geöffnet haben – und natürlich immer dann, wenn die neuen Räume von Projekten aus dem Kiez genutzt werden.

Mehr Infos & Kontakt: mog61.de

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2024.

Bezirksamt freut sich über Lärmomatzahlen

Lärmpegel war 63 Stunden lang überschritten

Der Lärmomat wurde ausgewertet und der Bezirk ist zufrieden. Foto: psk

Der vielbeachtete Lärmomat an der Admiralbrücke, der dort Ende Juli aufgestellt wurde, wurde im November schon wieder abgebaut. Das war nun nichts Sensationelles, denn in den kommenden Monaten sollten die Ergebnisse ausgewertet werden.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat die gewonnenen Erkenntnisse nun veröffentlicht.

In dem dreimonatigen Versuchslauf war die Warnfunktion täglich von 22 bis 4 Uhr morgens aktiviert. Konkret bedeutete das: Wenn der Lärmpegel 55 Dezibel überstieg, mahnte ein rotes Licht die Flaneure, mehr Ruhe zu bewahren.

Die Auswertung ergab, dass insgesamt 63 Stunden lang der Lärmpegel überschritten war.

Diese 63 Stunden verteilten sich natürlich nicht gleichmäßig. 27 Mal wurde im August die Lärmlatte gerissen, im September waren es 23 Stunden, im Oktober noch 13. Am häufigsten wurde es an Freitagen und Samstagen laut. Und am lautesten war es zwischen 22 und 23 Uhr.

Doch wie reagierten die Betroffenen? Immerhin sind es ja die Anwohner, die in den Sommermonaten durch die Partys auf der Admiralbrücke um den Schlaf gebracht werden.

Über Reaktionen der Anwohner berichtet der Bezirk nichts, wohl aber über die Zahl der Anzeigen und Beschwerden. Beim Ordnungsamt ist in dem ganzen Zeitraum nur eine Beschwerde eingegangen, bei der Polizei dagegen waren es 53.

Die zweite Aufgabe des Lärmomats war es, durch das eingebaute Moos eine Luftfilterung zu erreichen. Darüber machte der Bezirk keine detaillierten Angaben.

Insgesamt scheint man aber beim Bezirksamt ganz zufrieden mit den Ergebnissen zu sein. In der Pressemitteilung heißt es: »Die Ziele des Bezirksamtes für das Projekt, eine Sensibilisierung und erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema, eine detaillierte Lärmdatenerhebung sowie Luftreinigung und -kühlung wurden erreicht. Die Lärmbeschwerden im Bezirk sind rückläufig.«

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2024.

Zero Waste zum Zehnjährigen

Mittenwalder Straßenfest am 2. September feiert Jubiläum

Menschen und Stände auf dem Mittenwalder StraßenfestWie alles begann: Schon zum ersten Straßenfest in der Mittenwalder kamen 3000 Leute. Foto: phils

Vor zehn Jahren hatte der noch junge Verein mog61 – die Abkürzung stand damals noch für »Mittenwalder ohne Grenzen« – eine fast schon größenwahnsinnig anmutende Idee: Ein Straßenfest in der Mittenwalder Straße, von und für Nachbarn, mit großer Musikbühne, Essen, Getränken, Info- und Verkaufsständen von Vereinen, Initiativen, lokalen Unternehmen und Privatleuten. Monatelang hatte die Vorsitzende Marie Hoepfner zuvor mit dem Bezirk verhandelt, der eigentlich keine neuen Straßenfeste etabliert wissen wollte. Am Ende war es ein großer Erfolg: Die Polizei zählte 3000 Besucher zwischen Gneisenau- und Fürbringerstraße, und der Kiez ist um eine Institution reicher.

Und so feiert das Mittenwalder Straßenfest, dessen Name Außenstehende stets ein Event im Brandenburgischen vermuten lässt, dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum – nach drei Jahren Corona-Pause.

Neu ist in diesem Jahr, dass der Verein (der 2016 in »Miteinander ohne Grenzen« umfirmierte) das Fest soweit wie möglich klimaneutral und nach dem Zero-Waste-Prinzip veranstalten will. Die Planungen dazu laufen auf Hochtouren.

Dazu kommt Altbewährtes: Wie immer gibt es ein Live-Musikprogramm, u.a. mit Casino Gitano (Gypsy-Polka-Swing-Punk) und Barny Schlosser (Jazz, Soul, R&B und Rap).

Auch das 2018 etablierte Lesezelt, in dem Autoren aus unabhängigen Verlagen ihre Bücher vorstellen, feiert eine Neuauflage.

Außerdem gibt es Angebote der Polizei und der Freiwilligen Feuerwehr. Los geht’s am 2. September um 14 Uhr.

Karneval wieder da, MyFest wohl nicht

Planungen für Straßenfeste konkretisieren sich

Drei Jahre Corona-Pandemie mit Lockdowns und Kontaktbeschränkungen haben auch dazu geführt, dass die meisten der üblichen Straßenfeste drei Jahre lang nicht oder nicht wie gewohnt stattfinden konnten. 2023 werden die meisten Feste aber ihr Comeback feiern.

Bunt gekleidete Tänzerinnen auf dem Umzug beim Karneval der KulturenDer Karneval der Kulturen kommt 2023 zurück – allerdings mit verkürzter Umzugsstrecke. Foto: rsp

So kündigten die Veranstalter des Karnevals der Kulturen Anfang Januar an, dass es zum diesjährigen Pfingstwochenende wieder Straßenfest und Umzug geben werde. Um den durch Pandemie und Inflation gestiegenen Kosten entgegenzuwirken, werde der Umzug allerdings kürzer ausfallen als früher – wie man sich das genau vorstellen darf, ist indessen noch nicht bekannt. Der Ankündigung war ein Beteiligungsverfahren mit über 1000 Personen vorausgegangen, bei dem auch Alternativ­szenarios wie ein anderer Ort oder ein anderer Termin diskutiert worden waren. Zumindest beim eigentlichen Straßenfest wird die Ortsfrage voraussichtlich ab 2025 relevant, wenn auf dem Blücherplatz der Neubau der Amerika-Gedenkbibliothek entsteht.

Weniger rosig sieht die Zukunft des MyFests aus, das dieses Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum feiern würde. Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) hatte in einer BVV-Sitzung Mitte Dezember berichtet, dass der private Trägerverein seine Arbeit nicht fortsetzen wolle. Ihre Aussage, das Bezirksamt sei nicht dafür zuständig, sich um Ersatz zu bemühen, hatte ihr Kritik vor allem von Seiten der Linksfraktion eingebracht.

Auch in Kreuzberg- und Mittenwalder Straße wird wieder gefeiert

Ob in Sachen MyFest das letzte Wort gesprochen ist, bleibt abzuwarten – ein wenig Zeit ist ja noch bis zum 1. Mai.

Blick von hinter einer Bühne in Richtung Publikum in der Mittenwalder StraßeMusik in der Nachbarschaft. Foto: phils

Als gefühlt einziges Kreuzberger Straßenfest hat das Kreuzberg-Fes­ti­val, der Nachfolger des ehemaligen Bergmannstraßenfests, auch in 2022 stattgefunden. Und auch in diesem Jahr soll es am Wochenende vom 30. Juni bis 2. Juli wieder ein buntes Kultur- und Musikprogramm auf den Bühnen in der Kreuzbergstraße geben. Das Fest war 2019 an den Viktoriapark umgezogen, weil wegen der Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Bergmannstraße Platz für Stände fehlte, um das Event zu finanzieren. Inzwischen scheint die neue Location auch bei den Besuchern auf überwiegend positive Resonanz zu stoßen.

Nach drei Jahren Unterbrechung feiert auch das vom Verein mog61 organisierte Fest in der Mittenwalder Straße eine Neuauflage. Es soll am 2. September stattfinden.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2023.

Der Rio-Platz war bunt, so viele Leute waren da

Umbenennung des Heinrichplatzes wird zum Fest für den Kiez

Viele Personen stehen vor einer Bühne auf dem Rio-Reiser-Platz, auf der »Ton Steine Scherben« spielen. Davor ein Transparent »Keine Macht für niemand«Keine Macht für Niemand: Rio-Reiser-Platz passend eingeweiht. Foto: psk

Für die Hardcore-Fans von »Ton Steine Scherben« wurde es ein richtig langes Wochenende. Freitag und Samstag tuckerte, wie jedes Jahr, der Scherben-Musikdampfer über Spree und Landwehrkanal und am Sonntag dann wurde der Heinrichplatz in Rio-Reiser-Platz umbenannt.

Im Vorfeld hatte das für reichlich Diskussionsstoff gesorgt, seit der damalige Fraktionsvorsitzende der Linken, Oliver Nöll, seine Idee in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht hatte.

Hauptkritikpunkt in der Debatte war, dass die BVV mit dieser Entscheidung ihren eigenen Beschluss von 2005 über Bord geworfen habe, Straßen und Plätze solange nur noch nach Frauen zu benennen, bis eine Parität bei den Namen erreicht sei. Die Befürworter des Rio-Reiser-Platzes verwiesen dagegen auf die Ausnahmeregelung, die der Beschluss schon damals vorgesehen hatte.

Geht man von den Gäs­ten aus, die zur Einweihung geströmt sind, scheint die BVV mit ihrer Entscheidung für Rio Reiser voll ins Schwarze getroffen zu haben. Grob geschätzt 5000 bis 6000 Menschen waren gekommen, um den Heinrichplatz zu verabschieden und den Rio-Reiser-Platz willkommen zu heißen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von der Dragqueen Gloria Viagra, die aber zunächst den Rest-Scherben die Bühne für ein gut eineinhalbstündiges Konzert überließ. Die beglückten die Fans mit den hymnischen Songs der Hausbesetzerzeit wie »Macht kaputt, was euch kaputt macht« oder »Keine Macht für niemand«.

Mit »Sklavenhändler« gab es einen Song mit direktem Bezug auf den umbenannten Platz. In Sichtweite des Bethanien durfte natürlich auch der »Rauchhaussong« nicht fehlen.

Doch zu einer Einweihung gehören auch Reden. Den Auftakt machte Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann.

Schwerer Stand für Claudia Roth

Sie schlug eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart, als sie daran erinnerte, dass auch die Scherben mit Rio Reiser ihren Anteil daran hatten, dass es heute an diesem Platz eben keine Autobahn gebe, wie ursprünglich einmal ge­plant. Auch heute gehe es wieder darum, eine Autobahn zu verhindern. Sie meinte damit der A 100, deren nächste geplante Ausbaustufe durch Friedrichshain führen soll.

Wurde die Bezirksbürgermeisterin noch einigermaßen freundlich empfangen, hatte es ihre Parteifreundin, die Kulturstaatssekretärin Claudia Roth, deutlich schwerer. Die einstige Managerin von »Ton Steine Scherben« wurde mit Pfiffen und Buhrufen empfangen. Sichtlich angefasst wehrte sie sich gegen die Zwischenrufer mit einem energischen »Ich haue nicht ab«, was dann der größte Teil der Besucher mit heftigem Applaus quittierte. Fortan wurde sie nur noch durch lauten Beifall unterbrochen, etwa, als sie daran erinnerte, dass sich Rio Reiser als einer der ersten Sänger offen zu seiner Homosexualität bekannt hatte und dadurch zu einem Wegbereiter der LGBTQ+-Bewegung wurde.

»Für Rio war das Private auch immer politisch«, rief sie mit Blick auf jene, die dem späten Rio Reiser seine Songs vorwarfen, in denen seine Aussagen eher poetisch als politisch erschienen.

So fand die Einweihung am Ende doch ein versöhnliches Ende.

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2022.

Die Vielfalt am Mehringplatz

Stadtteilzentrum F1 wird neu aufgestellt

Marie Hosten im Garten des Stadtteilzentrums am Mehringplatz.Marie Hosten im Garten des Stadtteilzentrums am Mehringplatz. Foto: rsp

Jeden Tag wird etwas geboten, von der Frauentischtennis-Gruppe am Montag, über den Eltern-Kindertreff  der Stadtteilmütter dienstags, den Proben des Kiez-Krähen-Kabaretts tags darauf, der offenen Nähgruppe am Donnerstag oder dem freitäglichen Erzählcafé. Im inklusiven Stadtteilzentrum F1 am Mehring­platz ist immer etwas los.

Wenn es nach Marie Hosten vom neuen Träger Unionhilfswerk geht, dann sollen es sogar noch deutlich mehr Angebote werden. Sie versucht seit Januar, Gruppen und Initiativen dazu zu ermuntern, das Stadtteilzentrum zu nutzen und neue Aktivitäten zu entfalten.

Dazu stehen acht Räume zur Verfügung, die kostenfrei genutzt werden können und im Prinzip jedem offenstehen, der sich für den Kiez und seine Bewohner engagieren will.

Was allerdings nicht geht, sind Co-Working-Space-Plätze.

Dagegen können Räume auch für private Feiern genutzt werden. Das kostet dann allerdings Geld.

Während der Führung durch das Haus wird Marie von einer Mutter angesprochen. Sie möchte einen Raum für einen Kindergeburtstag in drei Tagen. Doch da muss Marie passen. Kurz­fris­tig geht da nichts. Drei Wochen Vorlauf braucht das Bezirksamt dann schon. Denn die Miete muss über die Behörde abgewickelt werden.

Dem zuständigen Amt steht Bezirksstadtrat Oliver Nöll vor. In seinen Aufgabenbereich ist das inklusive Stadtteilzentrum Anfang des Jahres gefallen. Er weiß um die wichtige Aufgabe des Zentrums gerade an einem sozialen Brennpunkt wie dem Mehringplatz. »Als wir es übernommen haben, wurden wir gleich damit konfrontiert, dass Teile des Gebäudes aus Brandschutz- oder baulichen Gründen nicht nutzbar sind.« Für ihn heißt es, nun mit Hochdruck die Mittel aufzutreiben, um möglichst bald mit der Sanierung des Gebäudes beginnen zu können. »Ich will nicht bis in die 30er Jahre warten, ehe wir hier anfangen.« Allerdings muss er sich dafür mit den Senatsverwaltungen für Soziales und für Stadtentwicklung auseinandersetzen. Zudem gibt es auch im Bezirksamt verschiedene Begehrlichkeiten. Auch das Rathaus in der Yorckstraße und die Bibliothek in der Glogauer Straße leiden unter ähnlichen Problemen.

Trotzdem sichert Oliver Nöll dem Stadtteilzentrum am Mehring­platz seine uneingeschränkte Unterstützung zu. Er weiß, wie wichtig die Arbeit dort ist.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juni 2022.

Welle der Hilfsbereitschaft

Giffey rechnet berlinweit mit bis zu 100.000 Geflüchteten

Seit über einem Monat herrscht Krieg in Eu­ro­pa, und ein Ende der russischen Invasion der Ukra­ine ist derzeit nicht in Sicht. Rund eine Viertelmillion Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Allein in Berlin kommen derzeit täglich über tausend Geflüchtete dazu. Mittelfristig geht die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey von 50.000 bis 100.000 Geflüchteten aus, die vorübergehend in Berlin aufgenommen werden.

Es sind vor allem Frauen, Kinder und ältere Männer, denn wehrfähige Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen – zumindest, wenn sie ukrainische Staatsbürger sind. Doch auch viele Personen ohne ukrainischen Pass flüchten aus dem Land, beispielsweise Studierende, insbesondere aus afrikanischen Ländern.

Erfreulicherweise stoßen die Kriegsflüchtlinge auf eine Welle der Hilfsbereitschaft: Freiwillige nehmen Geflüchtete am Hauptbahnhof in Empfang, sammeln und sortieren Spenden für die Erstversorgung, aber auch für Hilfstransporte in die Ukraine.

Für alle, die ebenfalls helfen möchten, aber noch nicht genau wissen, was sie am besten tun können, haben wir hier und auf den Mittelseiten der April-KuK eine Übersicht von Initiativen und Hilfsorganisationen zusammengestellt.

Geld spenden

Wer die Möglichkeit hat, Geld zu spenden, kann eigentlich kaum etwas falsch machen.

Neben den einschlägigen großen nationalen und internationalen Hilfsorganisationen gibt es auch mannigfaltige kleinere Initiativen, teilweise sogar direkt hier im Kiez, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten vor Ort in der Ukraine, an der polnisch-ukrainischen Grenze und in Deutschland humanitäre Hilfe für vom Krieg betroffene Menschen leisten.

Der Verein Ukraine-Hilfe Berlin e.V. organisiert u.a. Hilfstransporte an die ukrainisch-polnische Grenze, die Verletzten, Kindern, Reservisten und Familien auf der Flucht zugutekommen.

PLAST – der Ukrainische Pfadfinderbund in Berlin e.V. sammelt Spenden, um Erste-Hilfe-Kästen, Verbände und Medikamente für die Versorgung von Menschen in der Ukraine zu kaufen.

Die Kirchengemeinde Heiligkreuz-Passion bittet um Spenden für Hygieneartikel, Windeln, Babynahrung und Essen, um die von ihnen aufgenommenen Familien versorgen zu können.

Auch die meisten der in den weiteren Artikeln auf dieser Seite genannten Projekte können Geldspenden gut für ihre Arbeit gebrauchen.

Ukraine-Hilfe Berlin e.V.

Empfänger: Ukraine-Hilfe Berlin e.V.
Konto: Deutsche Skatbank
IBAN: DE24 8306 5408 0004 8722 15
BIC: GENODEF1SLR
Paypal: ukraine.hilfe@gmail.com

PLAST – Ukrainischer Pfadfinderbund in Berlin e.V.

Kontoinhaber: PLAST Ukrainischer Pfadfinderbund in Berlin e.V. Bank: Deutsche Skatbank
IBAN: DE88 8306 5408 0004 2640 37
BIC: GENODEF1SLR
Verwendungszweck: Spende Nothilfe Ukraine

Evangelische Kirchengemeinde Heiligkreuz-Passion

Empfänger: Ev. KKV Berlin Mitte-Nord
IBAN: DE51 1005 0000 4955 1922 41
Berliner Sparkasse, BIC: BELADEBEXXX
Verwendungszweck: Flüchtlingshilfe Ukraine

Dinge spenden

Für Sachspenden gibt es bei den meisten Hilfsorganisationen und -initiativen Bedarf, allerdings sollte man sich im Vorfeld zeitnah informieren, was wo genau benötigt wird.

Eine kieznahe Annahmestelle für Sachspenden betreibt die Spendenbrücke Ukraine im Hangar1 des Flughafens Tempelhof. Stand Redaktionsschluss wurden hier unter anderem Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, Tierfutter, Decken und Schlafsäcke benötigt.

Ebenfalls im Flughafen Tempelhof ansässig ist der THFwelcome e.V., der eine Fahrradwerkstatt betreibt und zur Zeit insbesondere Frauen- und Kinderfahrräder sucht – auch defekte Räder und einzelne Fahrradteile werden gerne genommen, da in der Werkstatt nach dem Aus-zwei-mach-eins-Prinzip gearbeitet wird.

Das Pilecki- Institut sammelt am Pariser Platz in Zusammenarbeit mit der Allianz Ukrainischer Organisationen Hilfsgüter für die Ukraine, mit denen unter anderem zivile Freiwillige, die ihre Städte verteidigen, unterstützt werden sollen. Insbesondere medizinisches Material und Medikamente werden dafür benötigt, aber auch Powerbanks, Gasmasken und Dieselgeneratoren.

Bei mog61 e.V. werden Lesebrillen, nicht rezeptpflichtige Medikamente und Hygieneartikel gesammelt und weitergegeben. Außerdem vermittelt der Verein die Weitergabe von Gehhilfen und Rollstühlen.

Zeit spenden

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, den Ankommenden aus der Ukraine durch persönliches Engagement zu helfen.

So freut sich zum Beispiel die Stadtmission, die die Willkommenshalle am Hauptbahnhof betreibt, über Unterstützung.

»Wir helfen Berlin« ist ein Zusammenschluss von DRK, DLRG, ASB, Maltesern und Johannitern und organisiert das Ankunftszentrum TXL in Tegel, auch hier ist Hilfe willkommen. 

Wer über ein Auto verfügt und Menschen von den Bahnhöfen und dem ZOB zu ihren Unterkünften bringen möchte, kann sich bei Arrival Support Berlin melden.

Das Unionhilfswerk sucht für die von ihnen betriebene Flüchtlingsunterkunft in Friedrichshain Freiwillige für unter anderem Kinderbetreuung, die Annahme und Sortierung von Sachspenden und Essensausgabe. 

Freiwillige Helferinnen und Helfer mit russischen oder gar ukrainischen Sprachkenntnissen sind aus naheliegenden Gründen überall besonders begehrt, es gibt aber auch genug Gelegenheiten, mit anzupacken, wenn man »nur« deutsch und/oder englisch spricht.

In jedem Fall ist eine vorherige Registrierung bei einem Freiwilligenportal wie zum Beispiel dem Volunteer Planner oder GoVolunteer eine gute Idee. Dort kann man einsehen, wo gerade welche Hilfe benötigt wird und sich in Schichtpläne eintragen.

Außerdem:

Berlin Wecome Team

Netzwerk Berlin hilft

Wohnraum anbieten

Wohnraum in Kreuzberg ist bekanntlich ein rares Gut, aber vielleicht hat ja doch jemand ein Gästezimmer übrig, um Menschen für ein paar Tage oder längerfristig bei sich aufzunehmen.

Dann bitte nicht einfach zum nächsten Bahnhof fahren und ein Pappschild hochhalten. Es gibt mehrere Portale, auf denen man sich registrieren kann, wenn man Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, zum Beispiel Unterkunft Ukraine, Host4Ukraine oder hometogo.

Aus der Ukraine Geflüchtete ohne ukrainischen Pass – etwa Studierende aus afrikanischen Ländern – haben es häufig schwerer, einen privaten Platz zum Wohnen zu finden.

Wer eine Unterkunft für Menschen aus dieser Personengruppe anbieten möchte, kann sich beim tubman.network melden, einem Bündnis Schwarzer Organisationen und Verbündeter.

Sprachbarrieren überwinden

Der von der VHS Friedrichshain-Kreuzberg angebotene Sprachkurs Ukrainisch war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Bei anderen Berliner Volkshochschulen gab es zu Redaktionsschluss noch vereinzelte Plätze in ähnlichen Kursen.

Die Anbieter etablierter Sprachlern-Apps wie duolingo und 50languages haben schnell auf den Bedarf reagiert und ihr Angebot um Ukrainisch erweitert, teils kostenlos zumindest für die ersten Lektionen.

Für die erste Unterhaltung können Bildwörterbücher helfen, wie zum Beispiel das der Tüftelakademie, oder auch Übersetzungsapps für gesprochene Sprache wie SayHi von Amazon.

Die eBooks »Ukrainisch Wort für Wort« und »Deutsch als Fremdsprache Ausgangssprache Russisch« aus der beliebten Kauderwelsch-Reihe sind derzeit für nur 1 Cent zu haben.

Die Lehrerin Katia Tangian hat in ihrem Blog ARTSetc eine Linkliste zusammengestellt, die ihren Fokus vor allem auf ukrainische Kinder und Jugendliche und deren Start an deutschen Schulen richtet, aber zum Thema Sprachelernen und Verständigung eine Menge Hilfreiches enthält.

Außerdem:

Linksammlung Ukrainisch lernen bei weltsprachen.net
Artikel über Übersetzungs-Apps bei ntv

Sonstiges und Linksammlungen

Wer sich direkt im Kiez vernetzen möchte, um Hilfe aller Art zu leisten, kann sich auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de registrieren, den Telegram-Channel von Kreuzberg hilft abonnieren oder mit der Freiwilligenagentur WILLMA Kontakt aufnehmen.

Weitere nützliche Linksammlungen und Webseiten:

Projektportal #LeaveNoOneBehind
Artikel und Linksammlung taz
Artikel und Linksammlung tip
Artikel und Linksammlung Tagesspiegel
Infoseite des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg
Infoseite Land Berlin
Infoseite Bundesinnenministerium
Hilfebörse der Caritas
Initiative Moabit Hilft

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2022.

Das biografische Kreuzbergrätsel

Langeweile über Ostern? Beschäftigungsbedürftige Besserwisser im Bekanntenkreis? Dann haben wir was für Euch: unser biografisches Kreuzbergrätsel für Kiezkundige und solche, die es werden wollen. Alle Personen unseres Rätsels haben mehr oder weniger Kreuzberg in ihrer Biografie. Aber wer sind sie?

Google und Wikipedia sind natürlich erlaubt, und in den Kommentaren unter diesem Artikel und via Facebook beantworten wir Ja-Nein-Fragen.

Unter allen, die bis 30. April die richtigen Lösungen an info@kiezundkneipe.de schicken (Betreff »Kreuzbergrätsel«), verlosen wir eine Tasse aus unserem KuK-Shop. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.

Wappen Kreuzberg mit Fragezeichen drumherum1. Ein perfektionistischer Parodist

Er war ein waschechter Kreuzberger, hier geboren, aber schon früh an die Rummelsburger Bucht verschleppt. Schon in der Schule hatte er allerlei Dummheiten im Kopf, die ihn auf seinem späteren Lebensweg zwar immer wieder in Schwierigkeiten bringen sollten, letztlich aber auch zu seinem Erfolg beitrugen. So entwickelte er ein unglaubliches Talent dafür, seine Lehrer zu parodieren. Doch ehe er in seinem späteren Fach reüssierte, verdingte er sich erst einmal in der Hasenheide in der Werbebranche.

Er musste, wie viele seines Alters, in den Krieg ziehen, den er beinahe unbeschadet überstanden hätte. Kurz vor Kriegsende erlitt er jedoch einen Fußdurchschuss. Der Militärarzt wollte amputieren, doch es gelang dem jungen Mann durch einen Kartentrick, den Arzt davon abzuhalten. Nach dem Krieg verließ er Berlin und machte in einer anderen Branche Karriere, in der er für viele seiner nachfolgenden Kollegen Maßstäbe setzte. Er galt im Umgang als schwierig, weil er ein absoluter Perfektionist war. Ein auffälliges Kleidungsstück wurde zu seinem herausragenden Markenzeichen. So gut er auch in seinem Fach war, so schlecht war er als Geschäftsmann. Als er plötzlich mit 80.000 D-Mark beim Finanzamt in der Kreide stand, fürchtete er den Ruin. Aber auch aus dieser Krise arbeitete er sich wieder zäh heraus. Im übrigen machte er auch einen Postboten berühmt, der ihm das ein Leben lang dankte. (psk)

2. Geküsst von der leichten Muse

So richtig bekannt wurde die gebürtige Kreuzbergerin, die auch den Großteil ihres Lebens hier verbrachte, erst im hohen Alter, nach dem Tod ihres Mannes. Ihren Traumjob hatte sie da schon jahrzehntelang nicht mehr ausgeübt, auch weil ihr Mann das nicht wollte. Gegen den Job hatte zuvor schon schon ihr Vater Vorbehalte gehabt, wohl schon wegen seines eigenen Berufs und weil der Tätigkeit eine gewisse Anrüchigkeit nicht abzusprechen war.

Doch der väterliche Versuch, ihre berufliche Zukunft in andere Bahnen zu lenken, scheiterte – auch weil sie dabei die Bekanntschaft mit einer anderen jungen Frau machte, die später weltweite Berühmtheit erlangen sollte. Am Ende konnte sie sich doch gegen den Vater durchsetzen und ergatterte eine Stelle in einem inzwischen traditionsreichen Etablissement.

Über große Teile ihres langen Lebens ist außer einer zwölfjährigen Arbeit im größtenteils sitzenden Gewerbe wenig bekannt. Doch dann war es wieder eine Zufallsbekanntschaft, die sie zurück ins Rampenlicht brachte. Und als weitere 14 Jahre später jene Institution, in der sie als junge Frau gegen den väterlichen Widerstand ihre Berufung gefunden hatte, nach langer Pause neu eröffnete, war sie natürlich als Ehrengast dabei, gewissermaßen als letzte ihrer Art.

Anders als nach mehreren ihrer berühmten Weggefährten sind bislang keine Straßen oder Plätze nach ihr benannt. Aber das kann sich ja vielleicht noch ändern. (rsp)

3. Ein streitbarer Reformer

Schon sein Vater eckte an und musste einen anderen Beruf ergreifen, als er eigentlich vorhatte. Für den wiederum zeigte der Gesuchte keinerlei Begabung und strebte eine akademische Ausbildung an, die ihn vielleicht das erste Mal in Kontakt mit linken Gedanken brachte.

Nach seinem Studium ließ er sich nieder in einer Stadt, die in dieser Form heute nicht mehr existiert, und setzte sich dort für die Rechte von Menschen ein, die es aus ökonomischen oder politischen Gründen schwer hatten. Auch seine politische Karriere, die von den Querelen jener Zeit gekennzeichnet war, nahm dort ihren Anfang.

Schnell erreichte er überregionale Bekanntheit, doch einen Ruf nach Berlin lehnte er zunächst ab.

Es folgte eine Zeit des Umbruchs, in der er zwar nicht die Seiten, aber die Stoßrichtung seines Engagements wechselte.

Wie er dann schließlich, 15 Jahre später, doch noch nach Berlin und schließlich nach Kreuzberg kam, ist nicht so ganz klar, sein gewaltsamer Abgang zwölf Jahre später ist dafür umso besser dokumentiert.

Ein paar Jahre noch blieb er, doch dann verließ er Berlin für immer, kämpfte aber weiter für seine Überzeugung. Weitere 12 Jahre später verstarb er am Mittelmeer.

In Kreuzberg wird an mehreren Orten an ihn erinnert. Einer davon befindet sich in unmittelbarer Nähe zu seiner damaligen Wirkungsstätte, auch wenn es dort baulich inzwischen etwas anders aussieht. (rsp)

4. Sarg mit Fenstern

Sie wollte auf Nummer sicher gehen und verfügte, dass ihr Leichnam zunächst mal nicht bestattet wurde. Sie hätte ja auch scheintot sein können, und deshalb sollte ihr Doppelsarg auch mit Fenstern ausgestattet werden. 20 Jahre wollte sie im Kolumbarium des Dreifaltigkeitsfriedhofs aufgebahrt werden, ehe sie unter die Erde gebracht würde. Es wurden am Ende 36, ehe sie mit ihrem Mann dann doch noch die letzte Ruhe auf dem Friedhof am Halleschen Tor fand.

So ungewöhnlich die Umstände ihrer Beisetzung waren, so ungewöhnlich war sie auch zu ihren Lebzeiten. So war sie für ihre Zeit eine ungewöhnlich gebildete Frau, die vier Sprachen sprach. Illuster war der Kreis, den sie um sich versammelte: Dichter, Philosophen, Naturwissenschaftler und sogar gekrönte Häupter. Erstaunlich ist, dass all diese Gäste samt und sonders damals recht unbekannt waren, aber in späteren Jahren zu wahren Popstars in ihren Fächern werden sollten.

Ihre erste Liebe endete unglücklich, eine weitere im Streit, und ein paar Liebschaften später heiratete sie einen Mann, der um die Kleinigkeit von 14 Jahren jünger war als sie. Auch das war für die damalige Zeit ausgesprochen ungewöhnlich. Aber die Heirat machte sie zu eine Frau von Adel. Nicht, dass das für sie von größerem Interesse gewesen wäre, aber aufgrund der Zeitläufte brachte der Titel, vor allem für ihren jungen Mann, einen gewissen Schutz.

Sie starb 25 Jahre vor ihrem Mann. Doch der wurde gleich in die Erde des Dreifaltigkeitsfriedhofes versenkt. Erst neun Jahre später wurde sie neben ihm bestattet. (psk)

5. Mit Drumsticks und Häkelnadel

Wenige Jahre vor dem Mauerfall verschlug es die studierte Lehrerin aus der westeuropäischen Provinz der Liebe wegen nach West-Berlin. Dort verdingte sie sich zunächst bei einer Tageszeitung als Layouterin, trieb sich in der Hausbesetzerszene herum und gründete eine Band mit, in der sie nicht nur mit dem charakteristischen Akzent sang, den sie bis zu ihrem Lebensende nicht ablegte, sondern auch das Schlagzeug spielte. Einige Jahre später gründete sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dessen Künstlernamen vorne an ein süddeutsches Backwerk erinnert, eine weitere Formation, die in eingeweihten Kreisen eine gewisse internationale Bekanntheit erlangte.

Doch nicht nur mit ihren Drumsticks schuf sie avantgardistische Popkultur, sondern auch mit der Häkelnadel. Unerwartete Aufmerksamkeit der hauptstädtischen Boulevardpresse erregte ein von ihr gefertigtes textiles Kunstwerk, das im Bethanien als Teil einer Ausstellung zu sehen war. Dort gleich um die Ecke, am Oranienplatz, hatte sie jahrzehntelang ihren Lebensmittelpunkt, musizierte jenseits aber auch in der Tradition aller Konventionen des 20. Jahrhunderts, schrieb Bücher und produzierte Hörspiele.

In den letzten Jahren vor ihrem recht plötzlichen Tod moderierte sie eine regelmäßige Radiosendung, in der sie konsequent nur Vinylplatten auflegte und mit ihrem profunden Wissen »nicht nur über Autos, Sex, Tiere, Frauen, Männer und Tanzen« kommentierte, wie eine Radiokollegin in einem Nachruf sehr treffend subsummierte. (cs)

6. Ein Mann mit Hut

Geboren wurde der Gesuchte auf der Reise. Aufgewachsen ist er in einer Berliner Laubenkolonie. Vielleicht hatte ja bereits da seine spätere Affinität zu Keramikfiguren ihren Ursprung – insbesondere zu denen mit Mütze. Eine nicht ganz unauffällige Kopfbedeckung hat er selbst stets gerne getragen, sie wurde für ihn zu einer Art Markenzeichen.

Dreimal eingezogen zum Kriegsdienst wurde er jedes Mal teils schwer verwundet. Die körperlichen und seelischen Verletzungen prägten ihn sein Leben lang. Dennoch verlor er nicht den Lebensmut und den positiven Blick auf die Dinge, auch nicht auf die auf den ersten Blick weniger schönen. Wenn er sich seiner Motive annahm, wurden sie schön, oder zumindest authentisch, berührend und wichtig.

Die akademische Ausbildung zu der Profession, mit der er in seiner zweiten Lebenshälfte dann doch seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, führte er nicht zu Ende. Der Vorwurf eines seiner Lehrer, er verstehe nicht, mit Farben umzugehen, traf ihn tief. Er verdingte sich fortan als Händler von Tieren, Bieren und Dingen, die andere nicht mehr haben wollten. Wurde zu einem Nabel einer Welt von Gleichgesinnten, die Kunst im Alltag schufen.

Er starb an einem Ostersonntag. Begraben liegt er hier in Kreuzberg, unweit seiner früheren gastronomischen Wirkungsstätte in einem von ihm selbst gestaltenen Familiengrab. (cs)

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2021.

Urbane Mitte macht mobil

Widerstand gegen Hochhausprojekt am Gleisdreieckpark

Gleisdreieckpark mit 3D-Modell der geplanten HochhäuserEinschüchternde Skyline: So sehen die Gegner das Projekt. Fotomontage: KJD/Gleisdreieck-Blog

Ein Gespenst geistert um den Gleisdreieckpark, ein ziemlich großes sogar. Fast 100 Meter soll es messen. Sein Name: Urbane Mitte. Zwischen Park und Technikmuseum sollen insgesamt sieben Gebäude entstehen. Zwei von ihnen sollen die stattliche Höhe von 90 Metern erreichen, und am Ende stehen 100.000 Quadratmeter zur Verfügung – für Büros. Wohnungen sind nicht geplant.

Dagegen formiert sich inzwischen ein breiter und massiver Widerstand. Die Bauten, so fürchten viele Kritiker, könnten die Lebensqualität im Park nachhaltig beeinträchtigen.

Das Aufbegehren kommt allerdings ziemlich spät. Denn an den Plänen wird seit Jahren gebastelt. Bereits 2014 begann das Werkstattverfahren. 2018 wurde das ganze Projekt in einen nördlichen und einen südlichen Teil getrennt.

Spätestens mit der Einweihung des temporären Labs B-Part vor knapp zwei Jahren war im Grunde klar, wohin die Reise geht. Doch richtigen Protest hatte es in den letzten Jahren kaum gegeben. Der artikulierte sich erst in den letzten Wochen, als die Pläne für das Baufeld Süd ausgelegt wurden.

Das Areal im heutigen, unbebauten Zustand. Foto: KJD/Gleisdreieck-Blog

Entsprechend zurückhaltend ist denn auch der Baustadrat von Friedsrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt, wenn es darum geht, ob das Bauvorhaben noch gekippt werden kann. Gegenüber dem Berliner Tagesspiegel erklärte er: »Wer das grundsätzlich in Frage stellt, muss sich mit erheblichen Entschädigungen auseinandersetzen, die vom Land Berlin aufzubringen wären.«

Dennoch verweisen die Kritiker auf eine ganze Menge Argumente, die gegen das Vorhaben sprechen. Dass zum Beispiel die typische Kreuzberger Mischung, die ortsnahes Arbeiten und Wohnen miteinander verbindet, bei dem großen Projekt keine Rolle spielt, ärgert viele Kritiker, ebenso wie die Tatsache, dass für den Bauherrn elementare baurechtliche Regeln keine Rolle spielen, wie etwa die Traufhöhe von 22 Metern.

Neues Quartier rund um einen Verkehrsknotenpunkt

Doch die eigentliche Empörung wird durch das Bauvolumen entfacht. Die Hochhäuser würden einen Teil des Parks verschatten, ihre schiere Größe die Landschaft verschandeln. Hinzu kommen die üblichen Bedenken in Sachen Naturschutz: Bäume verschwinden, der Vogelwelt gehen Nistplätze verloren, und es gibt Befürchtungen, dass sich das Mikroklima verändern könnte.

Die Bauherren halten dagegen, dass hier Raum für 3000 Arbeitsplätze geschaffen werde. In einem dreieinhalbminütigen Präsentationsvideo weisen sie gleich eingangs darauf hin, dass das Projekt zusammen mit der Stadt und der Nachbarschaft entwickelt worden sei. Von einem »Lebendigen Brückenkopf mitten in der Stadt« ist die Rede, der die Innenstadtbezirke miteinander verbinde.

Viel wird in dem Video über Natur und Mobilität gesprochen. Tatsächlich gruppieren sich die Gebäude des neuen Quartiers um ein Verkehrskreuz des öffentlichen Personen-Nahverkehrs. So soll hier auch ein S-Bahnhof für die geplante S-Bahn 21 enststehen, die dadurch an die U-Bahnlinien 1, 2 und 3 angeschlossen wird.

Als »Stadtquartier der Zukunft« bezeichnen die Planer ihr Projekt in ihrer Präsentation. Doch bis zur Zukunft ist es noch ein paar Jährchen hin. Zunächst sollen die beiden Gebäude im Baufeld Süd errichtet werden. Mit der Fertigstellung wird in den Jahren 2025 oder 2026 gerechnet.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2021.

Unterschiedliche Perspektiven auf ein komplexes Problem Raumnutzungskonflikte am Südstern und im Graefe-Kiez / von Veit Hannemann

Nach einer Informationsveranstaltung zum Drogenkonsum rund um den Südstern mit der Berliner Polizei im August wurden am 27. Oktober andere Perspektiven des Themas beleuchtet. Unter dem Titel »Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Raumnutzungskonflikte« stellten Mitarbeiterinnen von Fixpunkt und Gangway ihre Arbeit vor. Die Suchthilfekoordinatorin des Bezirks, Romy Kistmacher, schilderte ihre Zuständigkeiten und aktuelle Veränderungen bei Unterstützungsleistungen für Dro­gen­kon­su­ment*innen.

Eingeladen hatten das Nachbarschaftshaus Urbanstraße und die BürgerGenossenschaft Südstern e.V. anlässlich zunehmender Raumnutzungskonflikte und des Wunsches vieler Bewohner*innen, besser zu verstehen, wer mit welchen Zuständigkeiten agiert und wie sie selbst in ihrer Nachbarschaft unterstützend wirken können. Anhand der Ausstellung »Die ideale Stadt«, die im Oktober im NHU und zuvor im Aquarium gezeigt wurde, erläuterte Francesca Guarascio vom Projekt NUDRA (Netzwerk zum Umgang mit Drogen und Alkoholkonsum und den Begleiterscheinungen im öffentlichen Raum)der Fixpunkt gGmbH die Wahrnehmungen und Erfahrungen der Dro­genkonsument*innen. Da sie ganz überwiegend keinen Wohnsitz oder zumindest temporäre Rückzugsräume haben, sind sie gezwungen, im öffentlichen Raum zu konsumieren. Das bringt sie selbst in unsichere und stressbelastete Situationen. Ebenso oft haben sie keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung, keine Möglichkeit, eine Toilette zu nutzen oder sich die Hände zu waschen. Leider umso mehr Erfahrung haben sie dagegen mit Misstrauen oder Gewalt auf der Straße. Hätten sie die Möglichkeit, selbst ihre idealen Stadträume zu gestalten, fänden sich hier all die Kriterien, die auch andere Kiezbewohner*innen für wichtig hielten: Sichere, saubere und warme Rückzugsorte, eine berufliche Aufgabe, der Zugang zu eigentlich selbstverständlichen sozialen Leistungen, in guter Nachbarschaft mit anderen leben und respektiert werden.

Unterstützung im Alltag erfahren Dro­gen­ge­brau­cher*innen durch Fixpunkt, die in der Reichenberger Str. 131 eine Kontaktstelle mit Drogenkonsumraum betreiben. In die Diskussion wurde eingebracht, auch ein Drogenmobil auf den Südstern zu stellen. Da jedoch an anderen Orten weit mehr konsumiert wird und auch die Konfliktlagen wesentlich intensiver sind, ist davon auszugehen, dass dies wohl nicht finanzier-und durchsetzbar wäre. Für die Straßensozialarbeit im Gebiet sind die Straßensozialarbeiter*innen von Gangway (Drop-out XHain) zuständig. Deren Team wurde kürzlich auf vier Personen aufgestockt. Sie fahren Plätze in Kreuzberg ab, an denen sich Dro­genge­­braucher*innen und obdachlose Menschen aufhalten. Im Lastenrad haben sie warme Getränke und Hygieneartikel dabei. Sie versuchen, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, damit sie Schritt für Schritt bei der Lösung von Problemen bei Wohnungssuche, Krankenversicherung oder Jobsuche helfen können.

Die verschiedenen Hilfen für Dro­gen­ge­brau­cher*innen im Bezirk zu koordinieren, gehört zu den Aufgaben der seit Beginn dieses Jahres zuständigen Suchthilfekoordinatorin, Romy Kistmacher. Sie informiert, dass die Mittel für Drogenkonsumräume sowie Straßensozialarbeit auf Landes- und Bezirksebenen aufgestockt worden seien. Auf Nachfrage aus dem Publikum weist sie darauf hin, dass es aber derzeit schwierig sei, diese Mittel rasch einzusetzen, weil ausreichend qualifizierte Be­­wer­­ber­*in­­nen für die herausfordernde Tätigkeit fehlten. Ein weiteres Problem bestehe darin, Immobilien für Konsum- und Aufenthaltsräume zu finden – entweder, weil die Mieten zu hoch seien, oder weil Vermieter*innen solche Nutzungen nicht akzeptierten.

Nach Kistmachers Erfahrung ist ein respektvoller Umgang und offene Kommunikation mit Betroffenen wichtig. Mit vielen Dro­gen­kon­su­ment*innen ebenso wie mit obdachlosen Menschen könne man ganz normal ins Gespräch kommen. Nachbar*innen, die helfen wollen, wird empfohlen, vorab nachzufragen, welche Unterstützung gewünscht sei. Andererseits müsse nicht jedes Verhalten akzeptiert, sondern solle auch Kritik geäußert werden. Die Stadtgesellschaft müsse lernen, darin sind sich die drei Fachfrauen weitgehend auch mit dem Publikum einig, Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum zu führen, statt ihnen aus dem Weg zu gehen. Verdrängung durch polizeiliche Maßnahmen sei keine Lösung, sondern verschiebe die Drogenszene nur von einem Platz zum anderen.

Veit Hannemann (v.hannemann@nachbarschaftshaus.de)