Rettet die Zweitwohnzimmer!

Kreuzberger Kneipen & Clubs brauchen Unterstützung

Fassbier auf TresenGerade nicht zu haben: Fassbier. Foto: rsp

Kneipen, Bars und Clubs gehörten zu den ersten von den Corona-Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Institutionen. Bereits ab 15. März 0:00 Uhr und bis mindestens 19. April haben alle Wirte Zwangspause. Ob die Regelungen im April gelockert werden, steht dabei ebenso in den Sternen wie die Frage, welcher Gastronom den hundertprozentigen Umsatzausfall überlebt – denn laufende Kosten fallen ja trotzdem an. Und auch für Mischbetriebe oder reine Restaurants dürften die neuen Bestimmungen, die nur noch Außer-Haus-Verkauf erlauben, ein großes wirtschaftliches Problem darstellen.
Da es unwahrscheinlich ist, dass sich der Schaden allein mit staatlicher Hilfe kompensieren lässt, haben viele Kneipen ihre Gäste um Hilfe gebeten, denn schließlich steht oft gewissermaßen ja auch deren »Zweitwohnzimmer« auf dem Spiel.

Diese Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gerne nehmen wir auch noch weitere Gastronomiebetriebe mit in diese Liste auf! Schreibt eine Mail an corona@kiezundkneipe.de.

Nicht mehr draußen spielen

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg schließt Spielplätze

Klettergerüst auf leerem SpielplatzBitte nicht benutzen: Friedrichshain-Kreuzberg schließt Spielplätze. Foto: rsp

Auch in Friedrichshain und Kreuzberg werden ab sofort die Spielplätze gesperrt, um die Corona-Pandemie weiter einzudämmen. Dies teilte das Bezirksamt soeben in einer Pressemitteilung mit.

Die komplette Pressemitteilung:

Bis auf weiteres sind auch in Friedrichshain-Kreuzberg die Spielplätze geschlossen. Dies geschieht nach Abstimmung zwischen den Berliner Gesundheitsstadträten am gestrigen Abend und auf Empfehlung unseres Amtsarztes.

Diese Maßnahme ist zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wichtig. Mit Blick auf die Senkung der Infektionsrate bitten wir die Familien im Bezirk eindringlich und herzlichst, dieser Anordnung Folge zu leisten.

Mit der Sperrung der Spielplätze des Bezirks folgen wir der Empfehlung der Bundesregierung: Soziale Kontakte sind so weit wie möglich zu reduzieren. Auch im Bewusstsein darüber, dass die Kinderbetreuung in dieser Zeit für viele Eltern eine sehr große Herausforderung darstellt, bitten wir die Familien und Eltern um Verständnis für diese Maßnahme.

Sie stellt eine Rücksichtnahme zum Wohle aller dar. Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger in Friedrichshain-Kreuzberg, sich im Zuge der Corona-Pandemie umsichtig zu verhalten und körperliche Kontakte durch Menschenansammlungen, aber auch private Feiern, Veranstaltungen oder ähnliches zu vermeiden. Üben Sie Solidarität mit Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen in ihrer Nachbarschaft, mit Bekannten und Familienmitgliedern. Meiden Sie körperliche Kontakte – aber lassen Sie niemanden allein. Nutzen Sie das Telefon, sprechen Sie miteinander.

In der aktuellen Situation ist es täglich neu notwendig, Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in ihrer infektionsschützenden, aber auch in ihrer einschränkenden Wirkung neu abzuwägen. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat sich in deshalb am 18. März dazu entschlossen, die bezirklichen Spielplätze zu sperren, um potentielle Ansteckungen zu minimieren. Die für Leib und Leben drohende Gefahr durch das Virus wurde als schwerwiegender eingeschätzt als eine zeitlich beschränkte Sperrung.

Die 180 bezirkseigenen Spielplätze werden mit zwei-sprachigen Hinweisschildern versehen und mit Flatterband abgesperrt. Das Straßen- und Grünflächenamt wird die Sperrungen im Außendienst kontrollieren. Wir weisen darauf hin, dass bei Missachtung die Mitarbeiter*innen des Bezirksamts sowie Polizeibeamten*innen befugt sind, Platzverweise zur Durchsetzung der auszusprechen.

Ja, wenn wir alle Hamster wären

Marcel Marotzke lässt sich nicht von der Panik anstecken

Hamster in verschiedenen GrößenAlle ausverkauft: Hamster, sortiert nach Größe. Illustration: Shazz, Hamster – size, CC BY-SA 3.0

Als bei meinem Onkel-Edeka-Laden an der Ecke neulich das 3-lagige Klopapier ausverkauft war, hätte ich eigentlich schon etwas ahnen müssen. Doch erst ein paar Tage später fiel mir auf, dass etwas ganz gehörig nicht stimmte: In der ansonsten stets mit einer großen Auswahl an TK-Pizza gefüllten Kühltruhe herrschte – bis auf eine Packung ungenießbare Gut-und-günstig-Edelsalami – gähnende Leere. Auch das Konservendosenregal wirkte einigermaßen ausgedünnt, und bei den Süßigkeiten sah es aus wie kurz nach dem Weihnachtsschlussverkauf Anfang Januar. Kein Zweifel: Meine sonst so besonnenen Kiezmitbewohner waren der Corona-Panik anheimgefallen und hatten Hamsterkäufe getätigt!

Wie kann man nur so irrational sein?, fragte ich mich, während ich die fünf Dosen Erbseneintopf zu Dauerwürsten, Spiralnudeln und der Salamipizza aufs Kassenband legte. Es muss doch niemand Angst haben, dass es morgen nichts mehr zu essen gibt! Waren denn hier alle zu Preppern mutiert?

Schwer mit der ersten Fuhre meiner Vorräte bepackt verließ ich kopfschüttelnd das kleine Geschäft, das jetzt ein bisschen so wirkte, wie ich mir einen Konsum zu DDR-Zeiten vorstellte.

Zu Hause angekommen beschloss ich, die ganze Sache einmal rational anzugehen. Es bestand ganz offensichtlich keinerlei Anlass für Panik! Nur sicherheitshalber führte ich eine Inventur des Vorratsregals durch.

Die Nudeln zu kaufen, wäre in der Tat überflüssig gewesen, denn neben dreieinhalb Tüten Fusilli, befanden sich dort auch noch zwei Packungen Spaghetti, zwei Mal Maccheroni sowie drei Beutel Tagliatelle. Das Glas Bolognese-Sauce sowie die Tetrapaks mit den passierten Tomaten waren allerdings offenbar überlagert. Ich überlegte. Mindestens haltbar bis 10/2012? Sollte es sich dabei um die Reste der Notfallration für die Schweinegrippe handeln? Hatte ich damals etwa zu den Panischen gehört? Das wäre ja lachhaft!

Mit zwei Dosen Mais und drei Gläsern Gewürzgurken würde ich kaum über eine längere Versorgungslücke hinwegkommen, aber wie albern war es doch anzunehmen, dass eine solche ins Haus stünde!

Mit Mühe quetschte ich die Ekelsalami-Pizza ins Tiefkühlfach, wo bereits genug Notnahrung für eine mittelgroße Kleinfamilie lagerte. Für mich alleine würde all das Zeug sicherlich für mindestens zwei Wochen halten, dazu kämen noch die Tage, die ich mit einer Erbensuppenmonodiät überleben könnte, sowie die Dauerwursttage.

In den drauffolgenden Monaten der Apokalypse würde das Menü dann allerdings etwas langweiliger werden, denn was ich zu den insgesamt fünfeinhalb Kilo Reis als Beilage essen würde, war noch ungeklärt. Aber halt – es würde ja gar keine Apokalypse geben! Schon ein bisschen peinlich, wie sich meine Nachbarn von den Medien manipulieren ließen. Immerhin hatte ich noch einen klaren Kopf. Und Vorräte.

Was ich allerdings nicht hatte, waren die Dinge, wegen denen ich eigentlich beim Edeka gewesen war: Kaffee, Milch, Bier, Kippen. Aber wozu auch. Ich bin ja kein Prepper.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2020.