Solidarität und Gemeinschaft

Winterliches Engagement für Obdachlose in Kreuzberg

Essensausgabe am SüdsternSolidarisch durch den Winter. Am Südstern gibt es jeden Freitag warmes Essen. Foto: mog61

In Kreuzberg zeigt der Winter ein solidarisches Gesicht: Zahlreiche Initiativen engagieren sich für obdachlose Menschen. Von einem einmaligen Flohmarkt zugunsten wohnungsloser Menschen, den das Bezirksamt am 15. November 2024 organisiert hat, bis hin zu wöchentlichen Essensausgaben und Duschangeboten im Kiez reicht das vielfältige Engagement. Eine detaillierte Übersicht gibt es hier.

Auch der gemeinnützige Verein mog61 e.V. trägt mit seinem Winterprojekt »EinTopf für alle« aktiv dazu bei, die kalten Monate für obdachlose und bedürftige Menschen etwas wärmer zu gestalten. Seit dem 1. November werden jeden Freitag am Südstern warme Mahlzeiten sowie Kleidung und Decken ausgegeben – begleitet von einer wärmenden Feuerschale.

Ein besonderer Höhepunkt des Projekts steht am Freitag, den 13. Dezember 2024 bevor. Denn ab 18 Uhr lädt mog61 e.V. zu einer vorweihnachtlichen Feier vor dem Tiny House am Südstern (U7) ein. Gemeinsam werden nicht nur Geschenke an Bedürftige verteilt, sondern auch ein Fest der Solidarität gefeiert. »Wir wollen den Menschen, die oft ohne Dach über dem Kopf leben, zeigen, dass sie nicht alleine sind«, erklärt Marie Hoepfner, die mog61 e.V. Vorsitzende.

Das Fest richtet sich nicht nur an Obdachlose und Bedürftige, sondern lädt die gesamte Nachbarschaft zum Austausch und zur Begegnung ein. »Es geht darum, Brücken zu bauen und Begegnungen zu schaffen – unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Religion, Alter oder Behinderung. Wir wollen Wärme und Freude schenken und gleichzeitig auf das Thema Obdachlosigkeit aufmerksam machen«, so Marie Hoepfner weiter.

Das Fest wird vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sowie einigen Gewerbetreibenden und Nachbar:innen unterstützt und bietet neben Live-Musik und einem gemeinsamen Essen auch Raum, um Tipps zu erhalten und Hilfe zur Selbsthilfe kennenzulernen.

»Kommt vorbei und feiert mit uns ein Fest der Menschlichkeit und Gemeinschaft«, lädt mog61 e.V. abschließend ein. Ein Appell, der niemanden unberührt lassen sollte.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2024 (auf Seite 13).

Auf begehbaren Pfaden

Fußgänger haben es in diesem Winterchaos besser als im letzten

Es war ein Déjà-Vu der schlimmeren Sorte, als der Dezember mit Eis und Schnee begann. »Geht das schon wieder los«, hat der eine oder andere gedacht und der nächste hatte schlagartig Frühling, Sommer und Herbst verdrängt: »Hatten wir das nicht erst vor drei Wochen?«

Verschneite AutosWer braucht schon sein Auto? Die meisten Wagen im Kiez bekamen Winterferien. Foto: phils

Dass das neue Jahr mit Tauwetter begonnen hat, kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die letzten vier Wochen von 2010 auf manche wie ein Spiegelbild der ersten sechs wirkten.
Trotzdem gibt es doch einige gravierende Unterschiede. Beispielsweise war es im letzen Winter nicht nötig gewesen, das Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg zu sperren. Diesmal hielt es das Bezirksamt für dringend geraten, den Schinkelbau vor Silvester dicht zu machen. Gesperrt war eine höfliche Untertreibung. Das Denkmal war mit einem Bauzaun verrammelt.
Manch ein Räumdienst hat nach dem zweiten schneereichen Winter in Folge die weiße Fahne gehisst. Die, die übrig geblieben sind, machen es, so scheint es, dann doch ein wenig besser. Zwar war es niemandem gegeben, die ganze weiße Pracht einfach verschwinden zu lassen, doch zumindest auf den Gehsteigen gibt es diesmal erkenn- und vor allem begehbare Pfade. Die hatte es vor einem knappen Jahr fast nirgendwo mehr gegeben. Vorherrschend waren meist unpassierbare hochgefährliche Eisbahnen.
Die Erkenntnis, dass Split auch für Fußwege eine durchaus segensreiche Einrichtung ist, hat sich im Winter 2010/11 offensichtlich ziemlich flächendeckend durchgesetzt.
Insgesamt scheint es so, als habe der Kiez aus den sechs Horrorwochen zu Beginn des vergangenen Jahres einige wichtige Lehren gezogen, wenngleich nach dem dezemberlichen Wintereinbruch viele genau dieses bezweifelt hatten.
Ob daran die drastischen Strafandrohungen für Räummuffel schuld sind, oder ob die neue Begehlichkeit der Wege auf die Einsicht der Hauseigentümer zurückzuführen ist, ist letzlich egal.
Dass diesmal wenigstens die Gehwege zu begehen sind, macht schließlich Sinn, denn die Straßen für Auto- oder gar Radfahrer freizumachen, ist zwar löblich, aber die meisten von denen sind inzwischen auch Fußgänger geworden. Das erkennt man an ihren Fahrzeugen, die sie seit Wochen unter gigantischen Schneehaufen versteckt haben.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Januar 2011.